Matthias Gálvez, ‚Eudaimonie‘, 2025, Öl auf Leinwand, 180x220cm
In der Ausstellung ‚Visionen des Realen – Figurative Malerei aus Berlin‘ begegnen wir einem neuen Bild von Matthias Gálvez. Die Relevanz eines Bildtitels ist in der figurativen Malerei unübersehbar. Der Titel dieses Gemäldes ist aber in der Tat mindestens so fordernd wie der Inhalt des Bildes selbst. Beschäftigt man sich mit dem Begriff in der Philosophie so wird deutlich, dass es um eine Form des Glücks, der Glückseligkeit geht … jedoch auf keinen Fall ein flüchtiges Glück. Tugend und Vernunft spielen eine Rolle, ebenso die Selbstgenügsamkeit (Autarkie) als Ideal,
Drei weibliche Figuren befinden sich in einem Innenraum, der aber auch einen kleinen Fensterausschnitt zeigt – neben einem Vorhang. Das Interieur, Innenleben steht im Fokus, hat aber eine Verbindung zum Außen, wenn auch nicht klar erkennbar. Die weibliche Figur auf der linken Seite sitzt in einem Sessel, entspannt und schaut … die Betrachtenden können das Ziel ihres Schauens nicht sehen. In der Mitte steht eine Frau mit in den Seiten abgestützten Armen und sie scheint auf die Sitzende zu schauen. Auf einer sehr farbintensiven Couch liegt eine dritte Figur und ihr Kopf ist in die Richtung der Betrachtenden gewendet. Über ihr ist am rechten Bildrand ein Bildschirm zu sehen … vermutlich mit einem Bild, das einen bewaffneten Soldaten zeigt … möglicherweise ein Videospiel, das jedoch sich selbst überlassen ist, denn keine der dargestellten Figuren beachtet es. Der Bildschirm steht unter einer Palme und daneben ist ein Kachelofen zu sehen.
Das Glück findet sich nicht in einem Videospiel … auch wenn diese Art von Beschäftigung im hier und heute eine große Rolle spielt … sondern die Abwendung der Frauen weist auf eine andere Form von Lebensinhalt hin.
Die Liegende gibt sich als von Paul Gauguin inspiriert zu erkennen, der sein Glück damals in der Hinwendung zu Exotischem, Paradiesischem gesucht … und vielleicht gefunden hat. Bei den anderen beiden Frauen stellt sich keine konkrete Referenz ein, auch wenn man sie zu ‚(er) kennen‘ scheint.
Die Details der Komposition und die Farbgebung ziehen die Betrachtenden in ihren Bann. Nicht alle Details sind konkret erkennbar; jedoch ist es das Gesamte, in dem Bild Vereinte der Figuren in einem Interieur, dass das Innenleben widerspiegelt. Betrachtet man die Farbgebung und verfolgt beispielsweise das Gelb, so findet man es in dem Vorhang und auch in dem farbigen Sofabezug … vermittelt durch die Farbgebung der Palme. Nimmt man das Pink des Sessels … so findet man auch diese Farbe in dem Sofabezug und auch das Blau stiftet Verbindungen in seinen Erscheinungsformen.
Die angewendeten Farben stiften Beziehungen. Allein die Farben auf dem Bildschirm sind beziehungslos!
Vieles lässt sich entdecken und dennoch bleiben Fragen offen, sodass dieses Bild immer wieder zu einer weiteren Betrachtung einlädt.
Dr. Ellen Markgraf, Kassel, im Mai 2025